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Tritone - Mahagoni Sportboot

Die ikonischen Mahagonieboote von Carlo Riva üben eine grosse Faszination auf jeden Schiffsliebhaber aus. Früh war für mich klar, dass ich irgendwann auch ein Sportboot in Edelholzoptik bauen wollte und nach der Fertigstellung der Skaði fühlte ich mich für diesen nächsten Schritt gewappnet. Ein geeignetes Modell fand ich wiederum im Sortiment von Aeronaut. Kurzerhand wurde der Baukasten der "Classic" erworben und ich begann mit dem Bau meines Riviera-Projekts. Der Baukasten weist die für Aeronaut gewohnte hochwertige Verarbeitung auf und erste Baufortschritte können rasch realisiert werden. Was die Konstruktion betrifft wollte ich mich an die Bauvorgaben halten, allerdings sollte die Ausstattung und die Beschläge über den im Baukasten vorgesehenen Umfang hinausgehen

Nicht Vorbild aber Inspiration, Rivaboote aus Mahagoni und mit viel Chrom

Der Rumpfbau erfolgt in Spantbauweise und geht gut von der Hand, einzig beim Anbringen der Seitenwände sollte mangut darauf achten das Mahagonifurnier nicht zu beschädigen. Dem Baukasten liegen Stevenrohr, Welle und Schiffsschraube zwar bei, doch bei einem so edlen Modell wollte ich nicht auf Plastikteile zurückgreifen und habe ihm daher eine hochwertige Welle mit 3-Blatt Messingschraube und Federkupplung spendiert. Auch beim Antrieb wurde nicht gespart, statt dem vorgeschlagenen Bürstenmotor tut ein Brushless-Outrunner seinen Dienst im Rumpf, sodass die Tritone rasch ins Gleiten kommen sollte. Zwecks Abdichtung wurde der Rumpf von innen mit einer Schicht Laminierflies überzogen, leider wollte das Epoxidharz nicht ganz aushärten und blieb ein wenig klebrig (das Verfahren war für mich Neuland, im Nachhinein rate ich davon ab Harz und Härter aus dem Baumarkt zu verwenden)

Elegante Linien, die Tritone nimmt langsam Form an

Parallel zum Rumpfbau wurde mit der Ausgestaltung des Decks und der Ausstattung begonnen. Die Sitzbank wurde mit Polstermaterial und beigem Nappa-Leder überzogen. Das Deck besitzt eine edle zweifarbige Beplankung und auch das Amaturenbrett wird durch die metallene Instrumentenfassung optisch aufgewertet. Die Rundinstrumente werden später von hinten beleuchtet, dazu wurde hinter dem Amaturenbrett eine mit Aluminium ausgekeidete Box mit drei hellen LED platziert. Durch diese Vorrichtung schimmert das Licht gleichmässig durch die Cockpitinstrumente. Über einen freien Kanal an der Funkfernsteuerung kann die Beleuchtung angesteuert werden.

links das Deck und die Cockpit-Elemente, rechts ein Einblick ins Rumpfinnere

Beim Bau dieses zweiten Modells wurde auch fertigungstechnisch Neuland betreteten. Mithilfe eines selbstgebauten Tiefziehkastens werden Beschlagteile wie etwa die klassische Buglampe mit den Positionsleuchten hergestellt. Dazu wird eine Polystyrolplatte mithilfe eines Heissluftföhns erhitzt und unter Verwendung eines Rahmens über eine modellierte Positivform gezogen, während ein angeschlossener Staubsauger den notwendigen Unterdruck erzeugt. Mit diesem Verfahren können einzelne Beschlagsteile wie Lüfter, Hecklicht, Tankstutzen u. ä. hergestellt werden.

Eine Kiste, ein Lochblech und eine Standardmuffe für den Staubsauger, fertig ist der Tiefziehkasten

Vor der Verheiratung von Deck und Rumpf wurde, letzterer an der Aussenkante der Beplankung noch mit Balsaleisten ausgekleidet und passend zur Deckswölbung verschliffen, dadurch wurde die spätere Klebefläche vergrössert und für eine saubere Verbindung der beiden Teile gesorgt. Nach dem Aufkleben des Decks wurde jenes bündig zum Rumpf verschliffen. Dieser Schritt war mit Arbeit verbunden da  der Plan einen leichten Überstand des Decks vorsieht und die Teile dementsprechend gross dimensioniert sind. Der Deckel im hinteren Bereich des Bootes wurde erstellt und ebenfalls an die Deckswölbung angepasst. Das Bootsrumpf wurde verspachtelt und im Anschluss wurde das gesamte Boot mit steigender Körnung geschliffen und für die Lackierung des Unterwasserschiffes vorbereitet.

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Deck und Rumpf sind verheiratet und verschliffen, die Tritone vor der Lackierung

Nachdem das Amaturenbrett eingeklebt wurde, war das Boot eigentlich bereit für die Lackiergänge, allerdings ergab sich beim Einsetzen der Plicht ein unstimmiges Bild. Einerseits kam die Sitzbank sehr weit hinter dem Steuerrad zu liegen, andererseits war der Boden viel zu nah am Amaturenbrett. Der Steuermann müsste mit ausgestreckten Beinen und weit nach vorne gebeugt steuern, eine eher ungemütliche Vorstellung und optisch nicht sehr ansprechend. Aus diesem Grund wurde im vorderen Bereich des Plichtbodens ein Rechteck herausgetrennt und durch das Einsetzen von drei 5mm-Sperrholzwänden abgesenkt, so entstand eine vertiefte Fussablage für die Fahrgäste. Damit die Konstruktion im Rumpfinnern Platz findet musste auf der Höhe durchlaufender Spanten Aussparungen eingefräst werden. Es folgte die Lackierung des Unterschiffs mit weissem Lack, welcher dann mit 2K- Klarlack versiegelt wurde. Nun konnte die Behandlung der Mahagoniflächen angegangen werden. Lackiert wurden diese schichtweise mit dem Pinsel und unter Verwendung von Bootslack mit abnehmender Verdünnung. Zwischen den Lackschichten wurde der Rumpf jeweils nass geschliffen. Diese Prozedur ist zwar aufwendig doch das Resultat kann sich sehen lassen. Insgesamt sind nun 8 Lackschichten aufgetragen.

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Die Lackierung mit Bootslack ist eine Fleissarbeit aber ergibt ein sauberes Finish

Nach der Lackierung des Unterwasserbereichs in weiss waren die Lackierarbeiten grundsätzlich abgeschlossen.  Zeit sich der weiteren Detaillierung zu widmen.  Die Plicht der Classic ist so konstruiert dass man an den Innenseiten jeweils die Spanten und die Beplankung sehen kann welche aus Birkensperrholz und optisch nicht wirklich schön sind. Daher wurde beschlossen diese Seitenwände zu verkleiden. Hierzu wurde aus Resten des Mahagonifurniers Wandpanele gefertigt, der obere Bereich wurde dann jeweils mit hellblauem Leder bezogen. Diese Farbe findet sich auch in der Polsterung der Fahrersitze wieder. Die originale Bank und das mitgelieferte türkise Leder sagten mir nicht zu und wurden weggelegt. Stattdessen entschloss ich mich für eine Kombination aus hellblauem und cremeweissen Leder, in letzteres nähte ich zudem Zierstreifen. Die neue Sitzbank erhielt eine Fütterung aus Putzschwämmen und wurde dann bezogen. Im Cockpit kamen nun weitere Elemente wie die Gashebel hinzu. Unter der Abdeckung ging es mit dem Einbau der Elektronik weiter:  Servo, Empfänger, Regler und ein Schaltbaustein für die Beleuchtungselemente fanden ihren Platz und wurden mit einem Tropfen Heissleim gesichert. Dies sorgt dafür dass beim Fahren nichts herumfliegt, bei Bedarf aber dennoch einzelne Baugruppen leicht wieder herausgetrennt werden können. Die Classic erhielt an der Kante zwischen Deck und Seitenwände eine umlaufende Chromleiste aus dem Automobilbedarf. 

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Mit der neuen Polsterung und dem Zierstreifen werden Farbakzente gesetzt, nach und nach kommen Beschlagteile hinzu

Des Weiteren bekam die Tritone einen Zierstreifen im selben Blauton wie die Polsterung des Cockpits, sowie zwei Auspuff-Attrappen aus dem RC-Car Bereich spendiert. Der passende Sound kommt aus einem günstigen Soundmodul welches sich hinter der Rücklehne der Sitzbank befindet und auf den Gaskanal gelegt wurde. Die Klangkulisse stammt zwar aus einem Dieselmotor aber es ist eine nette Spielerei. Als nächstes wurde die Cockpitscheibe eingesetzt und mit einer Chromumrandung ergänzt. Dann waren die Beschlagteile an der Reihe: die mitgelieferten Gussteile sind leider nicht sehr Formstabil und auch von der Fertigung her nicht zufriedenstellend weswegen ich beschloss die Teile selbst herzustellen. Die tropfenförmigen Klampen wurden aus Fimo und Draht hergestellt, genauso entstanden der Griff für die Motorabdeckung und Lüfter aus der Knetmasse. Die Teile wurden dann verschliffen, grundiert und dann mit Liquid Chrome des Herstellers Molotow lackiert, so entsteht ein sehr realistisches Chrom-Finish. 

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Ein erstes Fotoshooting nach der erfolgreichen Montage der Cockpitscheibe

Nach und nach erfolgte die weitere Detaillierung der Tritone. So kam im Cockpit ein kleines Wandpanel mit Hebeln hinzu welches aus Aluminium und zwei Stecknadeln besteht. Auf dem Deck fanden ein Flaggenstock mit Schweizerflagge, sowie funktionsfähige Heck- und Buglampe ihren Platz. Gerade letztere stellte sich als wahre Herausforderung heraus: aus Knetmasse wurde das Grundgehäuse gefertigt und dann mittels Tiefziehtechnik als Plastikstück angefertigt, darauf wurde dann ein filigranes mit FIMO ummanteltes Aluminiumrohr zur Aufnahme der weissen Top-Leuchte gesetzt. Im Grundgehäuse selbst wurden dann jeweils die farbigen Positionslichter verbaut. Es brauchte viele Anläufe bis sowohl die Form gefunden als auch die filigrane Technik erfolgreich im Werkstück untergebracht war. Zu guter letzt wurde die Buglampe auf dem Deck verklebt und die Kabelführung verdeckt in den Heckbereich geführt wo die gesamte Elektronik ihren Platz hat. Insgesamt hat die Tritone nun folgende Funktionen: Vor-und Rückwärtslauf, Ruder, proportionales Soundmodul, Beleuchtung der Cockpitarmaturen, sowie Bug- , Heck- und Positionslichter. 

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links ein Blick ins Cockpit mit den verschiedenen Armaturen, rechts die Tritone in ihrer passenden Transportkiste

Ein erster Test im Wasser ergab dass die Motorisierung für das gewünschte Fahrbild noch nicht optimal getroffen war. Der verbaute Brushless-Antrieb hatte zwar viel Kraft aber eine zu geringe Drehzahl um die Tritone wirklich in eine Gleitphase zu bringen. Kurzerhand wurde der Motor getauscht: nun sitzt ein Outrunner aus dem Flugbereich mit höherer Drehzahl im Rumpf, der Unterschied ist beachtlich. Bei dreiviertel Gas kommt das Modell nun in eine saubere Gleitphase und eine ansprechende Geschwindigkeit ohne dass das realistische Fahrbild zu leiden hätte. Die Kurvenansprache ist feinfühlig und die Tritone legt sich schön in die Kurven, wie man es von einem solchen Classic Boat erwartet. 

Der Bau der Tritone hat stellenweise viel Geduld erfordert und zeitweise lag das Modell aufgrund mangelnder Zeit oder fehlender Motivation auch längere Phasen unberührt da. Modellbau braucht Geduld und manchmal auch mehrere Anläufe, umso schöner wenn das Modell dann doch endlich seinem Element übergeben werden kann und man beim Fahren spürt, dass sich die Mühen absolut gelohnt haben

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Eine Bellezza in edlem Holz und glänzendem Chrom
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